Europa, Gefahren und Fantasie
Die Story der Rechtsextremen ist eine platte Geschichte: Es geht um „wir hier unten“ gegen „die da oben“. Rechtsextreme Parteien wie etwa die AfD in Deutschland behaupten, als einzige den „wahren Volkswillen“ zu vertreten. „Wir holen uns unser Land zurück“, sagen rechtsradikale Politiker*innen gern.
Was aber ist der „Volkswille“? Oft haben jüngere Menschen andere Interessen als ältere, arme Menschen sehen die Welt ganz anders als reiche Menschen. Zu welchem Geschlecht wir gehören, welche kulturelle Identität wir haben, ob wir eine Behinderung haben oder nicht, ob wir in der Stadt oder auf dem Land leben, ob wir Hunde oder Katzen lieber mögen … Jeder Mensch ist einzigartig. Zusammenleben bedeutet darum immer, dass wir unsere Regeln miteinander aushandeln müssen. Egal ob in der Familie oder in einer WG, in einem Verein oder einem Team, in einer Stadt, einem Land, einem Kontinent … Den einen „Volkswillen“ gibt es nicht. Genau das ist ja Demokratie. Sie besteht aus Kompromissen.
Farbe bekennen
Rechtsextreme wollen keine Kompromisse Sie wollen, dass „jemand hart durchgreift“. Das bedroht unsere Art, wie wir zusammenleben. Es bedroht unsere Freiheit. In Europa und auch speziell in Deutschland. „Die AfD ist die größte Gefahr für unsere Demokratie seit Gründung der Bundesrepublik“, sagt der frühere Innenminister Gerhart Baum. „Darum müssen wir alle Farbe bekennen.“
Was ist Heimat?
Farbe bekennen, in bunter Vielfalt leben. Jedes Leben ist eine eigene Geschichte, jede Person eine eigene Welt. Heimat ist mehr als eine Flagge oder eine Parole. Heimat entsteht durch das Erzählen.
Die Schriftstellerin Ursula K. Le Guin hat es einmal so ausgedrückt: „Erst durch unsere Fantasie kommt Heimat ins Sein. Sie ist wirklich, wirklicher als jeder andere Ort, kann aber nicht gefunden werden, wenn einem die eigenen Leute nicht zeigen, wie es geht, sich diese vorzustellen – wer immer die eigenen Leute auch sein mögen. Möglich, dass sie keine Blutsverwandten sind. Möglich, dass sie nie dieselbe Sprache gesprochen haben. Möglich, dass sie seit tausend Jahren tot sind. Möglich, dass sie nichts weiter als auf Papier gedruckte Worte sind, nichts als Stimmgeister, nichts als Bewusstseinsschatten. Aber sie können uns den Weg nach Hause weisen. Sie sind unsere Menschengemeinschaft.“
Deine Ideen?
Was möchtest du über Europa erzählen? Vielleicht ein spannendes Abenteuer beim Schulaustausch? Eine Utopie über Europa im Jahr 2034? Eine grenzüberschreitende Liebesgeschichte? Ein Interview mit einer*einem Jugendlichen aus der Ukraine? Beziehungsweise deine eigenen Erlebnisse als junger Mensch auf der Flucht? Deine ganz persönliche Perspektive auf Europa durch die Brille deines Geschlechtes oder deiner kulturellen Identität?
Die fiktive Story eines deutschen Kriegsgefangenen 1945 in Frankreich, der erlebt, wie aus Feindschaft Freundschaft wird?
Die fiktive Story einer polnischen Werftarbeiterin beim Streik in den Achtzigerjahren, die mithilft, das Ende des Kalten Krieges einzuleiten?
Die fiktive Story einer jungen Sizilianerin, die in den Sechzigerjahren als „Gastarbeiterin“ nach Köln kommt?
Die (vielleicht, wer weiß, gar nicht so) fiktive Geschichte, wie du eines Tages Bundeskanzler*in wirst und bei einem EU-Gipfel deine persönliche Idee von der Zukunft Europas vorstellst …?
Deine Fantasie kann alle Grenzen überschreiten.
Wir sind gespannt!